Fritz Strempfer

 (07. April 1907 - 14. Juli 2003)

Gründer der Bauernschule Hohenlohe


Fritz Strempfer und sein Lebenswerk

Die Bauernschule Hohenlohe e.V., im Jahr 1949 gegründet, war die Idee und das Lebenswerk des Landwirts Fritz Strempfer aus Weckelweiler.

Vorgeschichte

Im Jahre 1929 war der spätere Schulleiter der Bauernschule, Fritz Strempfer (07.04.1907 – 14.07.2003) als Bauernsohn auf der Evangelischen Bauernschule Serach bei Esslingen gewesen und hatte dort die Heimvolkshochschularbeit mit Singen, Diskussion und der Erarbeitung von landwirtschaftlichen Perspektiven erlebt. Dort merkte er, dass schon damals die bäuerliche Landwirtschaft weltweit bedroht war, sicher stärker in ehemaligen Kolonien, aber auch in den industrialisierten Ländern Europas. Er arbeitete in der Singbewegung mit, die in den dreißiger Jahren „gleichgeschaltet“ wurde und bekam Aufgaben in der Hitlerjugend. Nach einer Ansprache in Blaufelden, in welcher er auf die Rolle Gottes hinwies, nahm man ihm seinen Ehrendolch ab und er wurde später an die Front in Russland geschickt. Das hat ganz Hohenlohe als ungerecht empfunden, weil er einziger Erbe eines renommierten Hofes war. Vor diesem Hintergrund konnte er aber nach dem Krieg die Land-jugendarbeit aufbauen und gründete die Bauernschule Hohenlohe, die – zunächst ohne eigenes Haus – ab 1949 Kurse im Schloss Kirchberg abhielt. Da er die Entwicklung der Landwirtschaft in Richtung Industrialisierung, Kapitalisierung, Spezialisierung, Chemisierung und Integration in die Versklavung durch marktwirtschaftliche Orientierung als fragwürdig ansah, forderte und förderte er Wege naturkonformen bäuerlichen Wirtschaftens und stellte den eigenen Betrieb auf die Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise um. Eine andere ökologische Anbaurichtung gab es damals nicht. Differenzen mit der evangelischen Trägerschaft des Schlosses motivierten Fritz Strempfer, seinen eigenen Hof umzubauen. Im Jahre 1958 war die Einweihung der neuen Heimat in Weckelweiler.

Zentrale Rolle in der Entwicklung des modernen ökologischen Landbaus

Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich Hohenlohe zu einem Zentrum biologisch-dynamischer Arbeit, indem sich in Schrozberg die mittlerweile größte Demeter-Milchverarbeitung Deutschlands, in Künzelsau-Mäusdorf die biologisch-dynamische Präparatearbeit und die Erzeugergemeinschaft Demeter-Feldgemüsebau entwickelten. Fritz Strempfer war mit seinen Leserbriefen und Berichten in den landwirtschaftlichen Wochenblättern immer präsent. Die winterlichen Kurse und die sommerlichen Felderbegehungen wurden zur Grundlage dafür, dass sich um 1990 über 60 % aller ökologischen Höfe Deutschlands im angrenzenden Bayern und in Baden-Württemberg befanden. Neben biologisch-dynamischen Referenten waren in den Kursen auch immer solche von Bioland, Naturland usw. beteiligt. An der Bauernschule – ab 1958 in eigenen Räumen in Weckweiler – trafen sich auch die biologisch-dynamischen Berater, hier wurde der Arbeitskreis von Studenten des ökologischen Landbaus gegründet. Hier war eine Anlaufstelle für entsprechende Öffentlichkeitsarbeit. Die Zusammenarbeit mit biologisch-dynamischer Forschung und Entwicklung war immer eng.

Würdigung der Bedeutung

Rolle und Beitrag der Bauernschule zur Gründung der Partei „Die Grünen“ in Baden-Württemberg müsste einmal aufgearbeitet werden. Da die Ansiedlung von Beratung an der Bauernschule nicht möglich war, wurde von hier mit einem ehemaligen Praktikanten der Bauernschule der jetzige Beratungsdienst ökologischer Landbau in Ilshofen gegründet. Im Landkreis entwickelte sich der Anbauverband Ecoland. Eine vom Berichterstatter an der Bauernschule durchgeführte Studie führte 1985 zu einer Neuorientierung in der Bewertung ökologischer Höfe im Agrarbericht; er arbeitete hier von 1980 bis 1992 als Pädagogischer Leiter. Ohne die persönliche Wirksamkeit von Fritz Strempfer wären Gründung und Entwicklung der Sozialtherapeutischen Gemeinschaften Weckelweiler nicht denkbar gewesen. Er erhielt als Anerkennung für sein Lebenswerk den Georg-Michael-Pfaff-Gedächtnispreis, das Bundesverdienstkreuz, die Raoul-Heinrich-Francé-Medaille, die Professor-Günther-Schwab-Medaille und andere Auszeichnungen.

Zur inhaltlichen Arbeit der „Bauernschule Hohenlohe-Weckelweiler“:

Eine kleine Vorstellung der inhaltlichen Arbeit: Es fanden landwirtschafliche Kurse für junge Menschen statt (Bauernschulvollkurs), Bauernwochen, Altschülerfreizeiten, Fortgeschrittenenkurse, Hofführungen, Fortbildungen zum Hoforganismus, Düngung und Pflanzenschutz, Behandlung von Stallmist, alternative Bodenpflege und Humuswirtschaft, Spatenproben, Felder- und Wiesenbegehungen, Kurse zur Kompostpflege, handwerkliche Schmiedekurse, die Bedeutung der Kuh, ökologisches Wirtschaften, Umstellungsberatung von Höfen von konventioneller auf biologisch-dynamische Bewirtschaftung, geistiges Gedankengut von Steiner, biologisch-dynamische Präparate-Herstellung und -anwendung, biologischer Gemüseanbau, Direktvermarktungsfragen, erste Biogasanlagen, Modelle für ökonomisches Auskommen von Kleinbetrieben etc. Diese Arbeit der Bauernschule Hohenlohe prägte zahlreiche Höfe und Bauernfamilien über Jahrzehnte in ihrer Entwicklung insbesondere im süddeutschen Raum. Zitate aus den Bauernschul-Prospekten in den 60ern: „Die Bauernschule ist eine Lebensschule. Eine große Anzahl lebens- und berufserfahrener Menschen unterrichten an unserer Bauernschule mit reichlichen Anschauungsmitteln u. modernen Methoden der Erwachsenenbildung“. „Ein Bauer, der die Technik nicht beherrscht ist in Gefahr denn „von Hand“ hilft heute keiner mehr.“ „Moderner Materialismus bedroht heute nicht nur die Bauernexistenz, sondern auch die Gesundheit an Leib und Seele aller Menschen, die aus echtem Frohsinn und edler Freude kommen.“ „Die Bauernschule ruft alle, die trotz aller Schwierigkeiten im bäuerlichen Lebensbereich bleiben wollen … aber auch alle, die ihre Existenz in anderen Berufen suchen, dass sie sich die geistigen Voraussetzungen schaffen, um eine ihrer Begabung und ihrem Wert entsprechende Stelle zu bekommen, und nicht als Hilfsarbeiter ihr Dasein fristen müssen.“. .. „Wer Bauer bleiben will, muss sich selber helfen! Ist der Körper übermüdet, sterben Geist und Seele. Der erste Feldhäcksler wurde nach dem Kriege auf unseren Vorschlag auf unserem Bauernschulhof entwickelt. Ziel: Entlastung der Bauernfamilie von schwerer Muskelarbeit auf Feld und Hof, sowie Schaffung mechanisierbarer Arbeitsketten. „Der zukünftige Bauer darf nicht krank werden: Das richtige Wissen um Ernährung, gesunde Lebenshaltung und schnelles Gesundpflegen bei Krankheit, ist in Zukunft noch entscheidender für Lebens- und Familienglück im Bauernhaus.“ Die Bauernschule will Wege zu wahrem Lebensglück zeigen. Die Bauernschule gestaltet jeden Tag durch Einkehr in alles Gute und Schöne: Frohsinn, Singen, Spiel, Musik und Tanz haben ihren festen Platz neben ernster Arbeit an praktischen Dingen.“


Share by: